Weltreise: Ich habe wirklich gekündigt! – Simon berichtet

Irgendwann musste der Tag kommen. Ich wusste es schon lange. Spätestens aber seitdem Jasmin und ich unseren Masterplan besiegelt und uns entschlossen hatten, uns 2019 unseren Traum von einer Weltreise zu erfüllen.

Ich werde meinen Job kündigen!

Meinen sicheren, gutbezahlten Job mit super Kollegen in einem tollen Unternehmen. Ein Job für den mich viele beneiden würden.

Aber für uns gab es keine Alternative. Wir wollen einen Schlussstrich ziehen, um gemeinsam einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen und unseren Traum in Freiheit genießen zu können.

Und was gibt es schließlich für einen geileren Grund, als für eine Weltreise zu kündigen?

Doch wann ist der beste Zeitpunkt, um es seinem Chef zu sagen?

Und wie sagt man etwas, das für einen selbst noch total unbegreiflich klingt?

Am Samstag, dem 13. Oktober, kamen wir aus unseren Flitterwochen zurück.

Am Tag darauf teilten wir unser Vorhaben Jasmins Eltern mit.

Unser Entschluss stand fest und ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen – auch um meinem Arbeitgeber gegenüber fair zu sein und möglichst viel Zeit für die Suche nach meinem Nachfolger zu lassen.

Montag, 15. Oktober 2018:

Ich hatte mir fest vorgenommen, meinen Chef direkt an meinem ersten Arbeitstag nach ingesamt vier Wochen Urlaub über meine Entscheidung zu informieren.

Doch ich schaffte es nicht.

Ich hatte das Gefühl, dass alle froh über meine Rückkehr waren und die Arbeit somit wieder über mehr Köpfe verteilt werden konnte, sodass ich es nicht über mich brachte, meinen Chef anzusprechen.

Und so kam ich am Abend nach Hause und trug das mulmige Gefühl noch immer in mir.

Es war schrecklich und ich fühlte mich nicht gut.

Den ganzen Abend über machte ich mir Vorwürfe und fragte mich, ob es doch richtig ist, meinen Job aufzugeben und zu kündigen.

Aber Jasmin machte mir Mut!

Es gab in den letzten Tagen und Wochen immer wieder Punkte, an denen einer von uns beiden doch von Zweifeln gepackt wurde, ob wir mit unserer Entscheidung alles richtig machen.

Doch so wie es Jasmin an diesem Abend tat, konnten wir uns gemeinsam immer wieder neue Kraft geben, um unser Vorhaben duchzuziehen.

Die Nacht auf Dienstag hatte ich kaum geschlafen.

Aber ich war mir sicher: Gleich am nächsten Morgen würde ich meinen Chef ansprechen!

Dienstag, 16. Oktober 2018:

Hast du fünf Minuten Zeit für mich?“

Ich stand vor dem Schreibtisch meines Chefs und bat ihn um ein Vier-Augen-Gespräch.

Typisch ich…

Als ob ich ernsthaft daran geglaubt hatte, dass fünf Minuten für dieses Ereignis ausreichen würden.

Auf der anderen Seite hätte sich ein plumpes „Ich würde dich gerne über meine Kündigung informieren?“ auch blöd angehört.

Mein Chef sah mich zwar etwas verdutzt an, willigte aber ein und wir machten uns auf zum nächstgelegenen Besprechungsraum, in dem wir uns ungestört unterhalten konnten.

Ich lies mir zunächst nichts anmerken und noch heute würde ich vieles dafür geben, um zu wissen, was meinem Chef durch den Kopf ging.

Mit solch einem Gesprächsanlass hatte er sicher nicht gerechnet.

Und so befanden wir uns unter vier Augen in dem leeren Raum und mein Moment war gekommen…

Ich setzte mich auf einen Stuhl und zitterte vor lauter Anspannung und Nervosität am ganzen Körper.

Diesen Moment werde ich nie vergessen!

Ich hatte echt Schiss vor der Reaktion.

Eigentlich hatte ich mir ein paar Sätze parat gelegt, die ich sagen wollte…aber in diesem Augenblick war alles verschwunden und so saß ich für einen Moment da und hatte keine Ahnung, wie ich nun eigentlich anfangen sollte.

Und dann dachte ich für einen kurzen Bruchteil an unsere Flitterwochen auf den Malediven.

An den traumhaften Strand, meinen Schnorchelgang mit Rochen und Haien und die unvergesslichen Sonnenuntergänge – zusammen mit Jasmin.

Ich wusste: Wir machen alles Richtig!

Sonnenuntergang Malediven
Sonnenuntergang Malediven

So begann ich davon zu erzählen, dass Jasmin und ich beide gerne reisen und gemeinsam die Welt erkunden.

Und dass es unser beider Traum sei, für eine längere Zeit auf Weltreise zu gehen und wir uns dazu entschieden haben, unsere Jobs zu kündigen.

Das klingt jetzt vielleicht ziemlich unspektakulär, aber hey…puhhh…es war raus…ein riesen Stein viel mir vom Herzen, als ich meine Worte beendet hatte.

Und mein Chef?

Der saß grinsend auf seinem Stuhl und sagte: „Du glaubst gar nicht, wie neidisch ich auf euch bin!

Ich hatte wirklich vieles erwartet, aber mit dieser Reaktion hätte ich nie gerechnet.

Er sagte zwar, dass es aus geschäftlicher Sicht natürlich schade sei, mich zu verlieren, er es aus privater Sicht aber eine „absolut geile Entscheidung“ findet.

Wow, ich war echt baff und überglücklich!

Unser Gespräch ging eine Stunde. Auch wenn ich gar nicht mehr so genau weiß, was wir eigentlich alles im Detail beredet hatten.

Ich war körperlich anwesend, aber meine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn.

Da ich mit der offiziellen Einreichung der Kündigung noch abwarten wollte, bis Jasmin mit ihrem Arbeitgeber gesprochen hatte, vereinbarte ich mit meinem Chef noch ein paar Tage Übergangszeit, was für ihn absolut kein Problem darstellte.

Meine Kollegen wollte ich ebenfalls erst nach Abgabe meines Kündigungsschreibens – wenn also alles offiziell war – über meinen großen Schritt informieren.

Mittwoch, 17. Oktober bis Sonntag, 21. Oktober 2018:

In dieser Zeit sprach Jasmin mit ihrem Chef und informierte diesen über ihre Kündigung.

Da wir nun beide Chefs vorab mündlich über unser Vorhaben informiert hatten, verfassten wir am darauffolgenden Sonntag unsere Kündigungsschreiben, die wir am nächsten Tag in der Personalabteilung abgeben wollten.

Es war ein seltsames Gefühl, seine eigene Kündigung zu schreiben – aber komischerweise empfand ich es irgendwie auch als ziemlich cool.

Ich suchte mir im Internet eine geeignete Vorlage und ergänzte zu den gesetzlichen Mindestbestandteilen noch ein paar persönliche Worte.

Schließlich trenne ich mich nicht im Streit von meinem Arbeitgeber und bin diesem wirklich dankbar für die tolle Zeit, bei der ich einiges Lernen und viele schöne Momente erleben konnte.

Montag, 22. Oktober 2018:

Mit meiner Kündigung in einem Umschlag verpackt marschierte ich am Montagmorgen in Begleitung meines Chefs und dessen Stellvertreter in das Büro unseres Personalleiters und überbrachte die frohe Botschaft.

Bereits beim Betreten des Büros sah er meinen Umschlag in der Hand und sagte, dass er wahrscheinlich nicht so begeistert sein wird über das, was nun komme. Er sollte Recht behalten…

Ich erzählte wieder von unserem Traum und meinen Beweggründen und überreichte zum Schluss meine Kündigung.

Die Reaktion würde ich als neutral bezeichnen – weder positiv noch negativ.

Natürlich bedeutet eine Kündigung auch immer Arbeits- und Organisationsaufwand für den Arbeitgeber und von daher war die Reaktion total verständlich und in Ordnung.

Trotz erneuter Nervosität war dieses Gespräch mit der anschließenden Übergabe der Kündigung für mich eher eine Formalität und weit weniger emotional als das Gespräch mit meinem Chef nur eine Woche zuvor.

Damit war es also offiziel: Scheiße man! Ich hatte wirklich gekündigt!

Noch ein halbes Jahr zuvor hätte ich nie daran geglaubt, dass ich diesen Schritt durchziehen würde.

Und umso stolzer war ich auf mich selbst, es wirklich gemacht zu haben.

Nun war auch der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine Kollegen informieren konnte – und auch wollte.

Am nächsten Tag würde ich – Timing ist eben alles – ein Abteilungsfrühstück anlässlich unserer Hochzeit veranstalten, bei dem ich es allen Kollegen erzählen konnte.

Trotzdem war es mir wichtig, dass ich es meinen engsten Kollegen aus meinem Team direkt nach der Kündigung sagen würde.

Ich rief alle zusammen und traf mich mit ihnen in einem Raum.

Das war an und für sich erst einmal nichts besonderes, da es soetwas für Informationsweitergaben öfters mal gab.

Dass der Anlass der Zusammenkunft allerdings keine „normale“ Infoveranstaltung war, hatten glaube ich aber alle ziemlich schnell bemerkt.

Bis der Letzte im Raum eintraf und wir die Türe geschlossen hatten, herrschte im Raum eine Totenstille.

Einzig ich war damit bemüht, meine einsetzende Schnappatmung in den Griff zu bekommen.

Der Moment an dem ich dann zu reden begann, war sehr emotional für mich und ich hatte große Schwierigkeiten mir die ein oder andere Träne zu verkneifen – was mir nur mittelmäßig gut gelang.

Ich verstehe mich super mit meinen Kollegen und wenn man sich überlegt, dass man unter der Woche mehr Zeit mit seinen Arbeitskollegen verbringt als mit seinem Partner, dann ist so eine Kündigung auch in Teilen ein schwerer Abschied – zumindest ergeht es mir so.

Natürlich waren erst einmal alle geschockt. Niemand hatte damit gerechnet.

Aber ich erhielt von allen Seiten Mut und Glückwünsche für meine (unsere) Entscheidung.

Ich hatte wirklich das Gefühl, dass sie sich für mich freuten!

Jeder wollte wissen, wie wir zu dieser Entscheidung kamen, ob wir bereits eine Route haben etc.

Ich finde, dass ist keine Selbstverständlichkeit. Schließlich hinterlasse ich mit meiner Kündigung erst einmal eine Lücke im Team und die gleiche Arbeit verteilt sich auf weniger Köpfe.

Und umso glücklicher und dankbarer war und bin ich, dass es mir niemand übel nimmt, sondern es alle im weitesten Sinne positiv aufgenommen haben.

Liebe Kollegen, falls ihr das hier lest: DANKE!

Zu Hause angekommen wollte Jasmin natürlich genau wissen, wie der Tag gelaufen war und wie die Reaktionen ausfielen.

Ich erzählte ihr alles und konnte währenddessen erst so richtig begreifen, was heute alles passiert war.

Ich hatte gekündigt!

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein unglaublich großer Schritt für mich…

An jenem Abend riefen wir dann auch telefonisch bei der Agentur für Arbeit an und meldeten uns arbeitssuchend.

Was es damit auf sich hat, kannst du in diesem Artikel (Artikel ist noch nicht fertig und wird nach Fertigstellung verlinkt) nachlesen.

Dienstag, 23. Oktober 2018:

Heute war der Tag gekommen, an dem ich meine restlichen Kollegen in der Abteilung informieren wollte.

Immerhin zählt unsere Abteilung rund 40 Personen, aufgeteilt in verschiedene Teams.

Zehn davon – meine Teammitglieder und somit engsten Kollegen – hatte ich ja bereits am Vortag direkt nach meiner Kündigung informiert.

Dieser Tag bot sich sehr gut an, um meinen Schritt zu verkünden, da ich ohnehin ein Frühstück als Dankeschön für das Geschenk und die Glückwünsche zu unserer Hochzeit in der Abteilung verstanstaltete.

Und so wartete ich, bis sich um Punkt 9 Uhr alle an den großen Besprechungs- bzw. Frühstückstisch in der Abteilung gesetzt hatten, stand auf und begann zu reden.

Ich bedankte mich zunächst für das Geschenk und erzählte von unserer Traumhochzeit, um dann noch einmal Luft zu holen und von unserem Vorhaben und meiner damit verbundenen Kündigung zu berichten.

Für einen kurzen Moment war es still, bis sich die ersten mit „Wow!„, „Geile Entscheidung!“ oder „Da kann man ja nur neidisch werden!“ dazu äußerten.

Das tat wirklich gut und ich fühlte mich in unserer Entscheidung erneut bestätigt.

Jetzt wusste es also jeder und ich musste nicht länger schweigen und die Gedanken in mich hineinfressen.

Es war wirklich ein unbeschreibliches und befreiendes Gefühl – und danach hatte ich dann auch wieder Hunger und konnte das Frühstück genießen 🙂


Wow…das ist ein ganz schön langer Artikel geworden.

Trotzdem hat jede Zeile ihre Daseinsberechtigung, weil die Kündigung eines sicheren Jobs trotz Vorfreude auf unsere Weltreise und eine absolut geile Zeit eben doch etwas sehr Emotionales ist.

Ich kann mich nur noch einmal wiederholen: Ich bin unglaublich froh und Stolz auf Jasmin und mich, dass wir diesen Schritt gewagt haben und uns nicht von Gewissensbissen, Ängsten oder Risiken haben abhalten lassen.

Das ganze Leben stellt uns immer wieder vor Risiken – und ich glaube, dass man die besten Momente verpasst, wenn man nicht bereit ist, diese einzugehen.

Wenn ihr übrigens wissen wollt, wie es Jasmin bei ihrer Kündigung erging, dann geht es hier zu ihrem Bericht.

Simon

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