Weltreise: Mein letzter Arbeitstag – Simon berichtet

Die Tage seit meiner Kündigung sind schwer zu beschreiben.

Ich nahm die Dinge einfach anders und viel intensiver wahr als zuvor.

Mit dem Wissen, dass ich bald kein Teil mehr dieses Unternehmens sein oder dass ich meine Kollegen nicht mehr jeden Tag sehen würde…

Jede Diskussion, jede Besprechung – bei der ich früher teilweise froh gewesen wäre, wenn sie gar nicht erst stattgefunden hätte – fühlten sich plötzlich als Teil eines inneren Verarbeitungsprozesses an, mit dem ich mich langsam aber sicher von allem verabschiedete.

Es ist ein seltsames Gefühl an Projekten mitzuarbeiten, von denen man weiß, dass man ihren Abschluss gar nicht mehr selbst miterleben wird.

Und die Zeit seit der Kündigung verging wie im Flug!

Mittwoch, 9. Januar 2019: Der letzte Arbeitstag

Zwischen meiner Kündigung und dem letzten Arbeitstag lagen rund zweieinhalb Monate.

Es kam mir trotzdem nur vor wie wenige Tage.

Ich hatte zum 31. Januar 2019 gekündigt.

Aufgrund von restlichen Urlaubstagen und Überstunden war mein letzter Arbeitstag allerdings bereits am 9. Januar.

Wobei die Bezeichnung „Arbeitstag“ hier relativ zu sehen ist…an diesem Tag war von wirklicher Arbeit keine große Rede mehr…

Trotzdem gab es noch einiges zu tun:

  • letzte E-Mails beantworten und abschließen
  • Abschiedsmails verschicken
  • Schreibtisch ausräumen
  • Schreibtisch saubermachen
  • Schlüssel abgeben
  • Geschäftshandy abgeben
  • Arbeitsplatz aufräumen

Dann ging es zur Mittagszeit ein letztes Mal gemeinsam mit meinen Kollegen zum Mittagessen im unternehmenseigenen Betriebsrestaurant.

Es gab Schnitzel mit Pommes und Salat – läuft! 🙂

Natürlich war unsere Weltreise das Gesprächsthema Nummer eins.

Meine Kollegen wollten den aktuellen Stand unserer Planung wissen und welche Reiseroute wir uns vorstellen.

Ich war dankbar über das Gesprächsthema, denn so war ich selbst die meiste Zeit am Reden und hatte gar nicht viele Gelegenheiten großartig darüber nachzudenken, dass ich schon am nächsten Tag nicht mehr in dieser Runde mit am Tisch sitzen würde.

Gegen 14 Uhr hatte ich eine Besprechung mit meinen vier direkten Kollegen anberaumt.

Es war meine letzte Besprechung.

Der Anlass: Die Löschung meines unternehmensweiten Benutzerkontos, mit dem ich mich an allen Rechnern und Systemen anmelden konnte und das ich für meine tägliche Arbeit benötigte.

Am Ende der ca. 15-Schritte umfassenden Prozedur durfte ich selbst auf die „Löschen“-Schaltfläche klicken und mich sozusagen selbst aus dem Unternehmen entfernen – ein wirklich merkwürdiges Gefühl, anders kann ich es nicht beschreiben.

Nach diesem Schritt ging ich durch’s Haus und verabschiedete mich von einigen Kollegen aus anderen Abteilungen, mit denen ich besonders eng zusammengearbeitet hatte, persönlich.

Es war schön nochmal mit allen ins Gespräch zu kommen und sich ein letztes Mal in diesem Umfeld miteinander zu unterhalten.

Anschließend packte ich meine Sachen und ging nach Hause.

Das letzte Mal stempelte ich am Terminal meine Zeit ab.

Was normalerweise ein täglicher Routineschritt ist (war), bei dem man sich nichts weiter denkt, nahm ich in diesem Moment viel intensiver wahr.

Doch komischerweise war ich dabei ziemlich gelassen.

Irgendwie hatte ich mich glaube ich den Tag über bereits innerlich auf diesen Moment vorbereitet.

Außerdem war es noch nicht der endgültige Abschied, denn in der kommenden Woche würde ich noch einmal kommen und mein Abschiedsfrühstück veranstalten – der finale Tag also.

Dienstag, 15. Januar 2019: Endgültiger Abschied

Der Grund warum ich mein Abschiedsfrühstück erst eine Woche später veranstaltete war, dass einer meiner direkten Kollegen in der Woche meines letzten Arbeitstages Urlaub hatte und ich unbedingt wollte, dass alle bei meiner Verabschiedung anwesend waren.

Dieser Morgen fühlte sich irgendwie anders an…

Ich war aufgeregt, nervös, angespannt und traurig in einem.

Ein echtes Gefühlschaos!

Ganz anders als nur ein paar Tage zuvor bei meinem letzten Arbeitstag, an dem ich im Vergleich zu diesem Tag deutlich entspannter war.

Ich wusste, dass dies nun tatsächlich der letzte Tag als Angestellter im Unternehmen sein wird, bevor Jasmin und ich in unser Abenteuer starten und ich die Kollegen ein letztes Mal sehe.

Auf 9 Uhr hatte ich die Kollegen zum Frühstück am großen Besprechungstisch in der Abteilung eingeladen.

Um 7.45 Uhr machte ich mich auf den Weg zu einem nahegelegenen Bäcker, bei dem ich belegte Baguettes bestellt hatte.

Am Abend zuvor war mir kurz vor dem Schlafengehen noch eingefallen, dass ich eigentlich noch Orangensaft besorgen wollte – immerhin.

Das stand nun also auch noch auf der ToDo-Liste.

Dann der erste Aufreger des Tages:

Bei der Bäckerei angekommen, bemerke ich ein großes Schild mit der Aufschrift „Gewerbefläche zu vermieten“ im Schaufenster, im Laden selbst war alles dunkel.

Ach du sche***, wo habe ich eigentlich bestellt?“, denke ich und bin schon kurz vorm Ausflippen…das hatte mir echt noch gefehlt.

Also…Handy gezückt und Telefonnummer bei der Bäckerei angerufen…

Als ich der Dame am Telefon erklärt hatte, dass ich gerade meine Bestellung abholen wollte, aber vor einem nicht mehr vorhandenen Laden stehe, musste sie lachen.

„Wir sind doch schon letzten Oktober an einen neuen Standort (im gleichen Ort) umgezogen!“

Na das fing ja gut an…

Am Abend wird mir Jasmin dann vorwerfen, dass sie mir ja schon tausend Mal gesagt hätte, dass die Bäckerei umgezogen ist, aber ich ja mal wieder nicht zugehört hatte…ja nee ist klar…Jackpot…

In der Bäckerei angekommen, stand ich gerade vor dem Tresen zum Bezahlen, als plötzlich einer meiner Arbeitskollegen (der gerade unterwegs zum Bahnhof war, um mit dem Zug zur Arbeit zu fahren) in den Laden spazierte und grinste.

Das trifft sich ja super. Da kannst du mich ja direkt mitnehmen!“, sagte er.

Ein witziger Zufall, aber so hatte ich jemanden gefunden, der mir beim Tragen helfen konnte und er hatte ein bequemere Transportmöglichkeit als den Zug.

Eine echte Win-Win-Situation also…

…naja also zumindest fast…er hatte das Zugticket bereits per App gekauft… 😀

Ich war auch froh, auf der Fahrt einen Gesprächspartner im Auto zu haben – so hatte ich immerhin Unterhaltung und ich war abgelenkt.

Denn ich war schon ziemlich nervös!

Ca. 2 Minuten bevor wir ankamen viel es mir dann plötzlich ein: ORANGENSAFT!!!

Den wollte ich eigentlich direkt nach dem Bäcker noch besorgen und hatte es dann in aller Hektik und Aufregung total verpennt.

Also bin ich nachdem wir das Essen aus dem Auto geladen hatten, direkt nochmal losgedüst und habe im nächstgelegenen Supermarkt noch ein paar Flaschen Orangensaft besorgt.

Endlich am Ziel angekommen, deckte ich den Tisch ein und bereitete alles für das Frühstück vor.

Es war mittlerweile kurz vor 9 Uhr, arg viel mehr hätte also nicht mehr schiefgehen dürfen.

Aber es hatte zum Glück doch noch alles rechtzeitig geklappt.

Als um 9 Uhr die Kollegen am Frühstückstisch eintrafen, bat ich sie darum, sich erst einmal hinzusetzen, bevor sich jeder am Essen bedient – denn ich hatte noch etwas vorbereitet.

Eine kleine Rede, die ich mir am Tag zuvor überlegt hatte.

Es war mir wichtig nochmal ein paar Worte zu sagen und mich offiziell von allen zu verabschieden.

Und so gab ich in meiner Rede einen kleinen Rückblick, wie ich im Unternehmen angefangen hatte, berichtete über ein paar schöne und lustige Momente, die ich in den Jahren erlebt hatte und bedankte mich vor allem bei allen für die tolle Zusammenarbeit, den genialen Zusammenhalt in der Abteilung und die positiven Worte und Glückwünsche, die mir alle nach meiner Entscheidung zusprachen.

Der Moment war sehr emotional.

Je länger ich am Reden war, desto mehr musste ich mich beherrschen, nicht gleich loszuheulen…

…vor lauter Trauer über meinen Abschied, vor lauter Ungewissheit, ob alles so klappen wird, wie wir uns das vorstellen oder vor lauter Vorfreude auf unsere Reise – es hätte alles gepasst.

Als ich nach meiner Rede aufblickte (ich hatte von einem Zettel abgelesen) und mir nur lächelnde Gesichter zuflogen, war ich beruhigt.

Ich wusste, dass mir meine Entscheidung niemand übel nimmt und sich alle für mich freuen.

Ein unheimlich schönes Gefühl!

Während dem Frühstück berichtete ich den Kollegen von unserer aktuellen Planung und davon, was wir alles vorhaben.

Als alle mit dem Essen fertig waren, gab es für mich noch eine Überraschung: Und was für eine!

Ich bekam eine riesige Tasche mit Weltkartenmotiv als Abschiedsgeschenk überreicht, an dem sich alle Kollegen beteiligt hatten.

Die Tasche war gefüllt mit zahlreichen Gegenständen und Utensilien, die Jasmin und ich vor und während unserer Reise nutzen können, z. B. Sonnencreme, Insektenschutzspray, kompakte Zahnbürsten, ein Taschenmesser, Schwarzwälder Schnaps oder Schokolade.

Außerdem ein paar lustige Highlights wie eine Schlafmaske im Ninja Turtle Style (siehe Artikelbild) oder einen aufblasbaren Einhorn-Schwimmreifen! 😀

DER HAMMER!

Abschiedsgeschenke Tasche Simon
Tasche mit Abschiedsgeschenk Simon
Abschiedsgeschenk Simon
Abschiedsgeschenk Simon

Die Kollegen hatten sich wirklich Gedanken darüber gemacht, was so ein Weltenbummler alles benötigen könnte, da sich einige Gegenstände auch auf unserer Einkaufsliste befanden – die wir zum Glück noch nicht wirklich abgearbeitet hatten! 🙂

Ich habe mich wirklich riesig über das Geschenk gefreut!

Leider ging die Zeit rasend schnell vorbei.

Nach dem Frühstück räumte ich alles auf, packte meine Sachen wieder zusammen und ging ein letztes Mal in der Abteilung an jedem Arbeitsplatz vorbei, um mich noch einmal persönlich von jedem zu verabschieden.

Es war wirklich schön, nochmal mit jedem zu reden und von allen positive Worte und Glückwünsche für unser Vorhaben zu bekommen.

Da mir jeder sagte, dass er uns und unsere Reise hier auf dem Blog mitverfolgen wird, nutze ich die Gelegenheit nochmal:

Rotes Ausrufezeichn Icon

Liebe Kollegen: Vielen Dank für die geniale Zeit mit euch! Bleibt wie ihr seid und alles Gute für eure Zukunft – man sieht sich! 😉

Danach blieb mir nur noch eines: Den Weg nach Hause und in unser neues Leben anzutreten!

Ein letztes Mal den Gang zum Treppenhaus gehen, die Treppe aus dem 3. Stock nach unten nehmen, dreimal um die Ecke laufen und dann die Tür zum Personalein- bzw. ausgang aus dem Gebäude benutzen.

Beim Hinausgehen sah ich mich im Spiegel der Türe an.

Ich lächelte.

Weil ich wusste, was für eine schöne Zeit hinter mir liegt und was für eine unglaublich geile und aufregende Zeit mit Jasmin nun kommen wird – und dass wir das im Team miteinander rocken werden!

Zu Hause angekommen, stellte ich meine Sachen ab, ging ins Wohnzimmer und setzte mich aufs Sofa.

Jasmin war noch nicht zu Hause, ich war alleine.

Ich habe keine Ahnung mehr, wie lange ich auf dem Sofa saß, aber es war laaaange.

Ich ließ den bisherigen Tag Revue passieren und begriff zum ersten Mal richtig, dass es das nun wirklich gewesen war mit dem Dasein als Angestellter und dass wir ab morgen selbst verantwortlich waren für unseren Alltag und Tagesablauf.

Die positiven Gefühle überwogen – denn es war das, was wir uns vorgenommen hatten und das was wir wollten.

Und dann tat ich das, worauf ich mich schon seit der Überreichung meines Abschiedsgeschenks gefreut hatte:

Ich packte das Kollegenbuch (eine Art Poesiealbum), das sich in der von meinen Kollegen erhaltenen Weltreise-Tasche befand, aus und begann zu lesen.

Kollegenbuch Simon
Geschenk: Kollegenbuch

Einmal, zweimal, dreimal…für die nächsten zwei Stunden saß ich einfach nur da und las mir das Buch durch, das von jedem Kollegen eine Seite enthielt, in dem dieser Fragen über sich und mich beantwortete.

Zum Beispiel:
„Das finde ich ecklig“
„Erinnerst du dich noch an…“
„Das wirst du vermissen“
oder
„Diese Eigenschaften schätze ich am meisten an dir“

Es war mega und das geilste Geschenk ever!

Ich musste einige Mal laut loslachen oder konnte mir ein wenig Pipi in den Augen nicht verkneifen, weil so viele schöne Erinnerungen wieder hochkamen.

Hier meine persönlichen TOP3 Fragen + Antworten Highlights aus dem Kollegenbuch:

Platz 3:
Da sehe ich dich in 5 Jahren.“ – Mit deiner Frau und Wilson auf einer kleinen, unbewohnten Insel mit langen Haaren und krassem Bart.

Platz 2:
Das wirst du am meisten vermissen.“ – Saubere Toiletten

Platz 1:
Das wirst du am meisten vermissen.“ – Dein Gehalt! 😀 😀 😀 (danke für diesen Spruch an Timo C.)

Ich werde mir die Seiten abfotografieren, damit ich das Buch als Erinnerungsstück mit auf die Reise nehmen kann – ich bin mir sicher, dass ich immer wieder gerne einen Blick hineinwerfen werde!

Als Jasmin am Abend heimkam, erzählte ich ihr von meinem Tag und wir ließen den Abend gemütlich ausklingen.

Zwei (jetzt) arbeitslose Verrückte mit dem Mut, ihr Leben umzukrempeln, um sich einen Traum zu erfüllen, waren wieder vereint. YES! 🙂

Simon

PS: Hier geht’s zu Jasmins Bericht über ihren letzten Arbeitstag.

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